Kleine Käfer, große Gefahr – Bedroht der Borkenkäfer die Wälder?

Bekannt ist der kleine Schädling schon lange, der sich beständig durch unsere heimischen Wälder frisst. Dabei hinterlässt er ganz typische Spuren.

Zum Teil sorgt sein Appetit dafür, dass er ganze Waldabschnitte schädigt und so optimale Bedingungen vorfindet, um sich weiter fortzupflanzen. Die Rede ist vom Borkenkäfer. Forstwirte beklagen schon seit Längerem, dass die Wälder stark vom Borkenkäfer bedroht sind. Die massenhafte Ausbreitung von Schädlingen in den deutschen Fichtenbeständen hat zu einem Absterben der Bäume geführt, die sich aufgrund der langen Trockenheit mit Harzen nicht mehr ausreichend selbst gegen die gefräßigen Krabbler schützen konnten. Doch nur wenige wissen, dass der Borkenkäfer auch positive Eigenschaften besitzt, die für das Ökosystem des Waldes nützlich sind. In der Regel nistet sich der Borkenkäfer nur in geschwächten oder schon abgestorbenen Bäumen ein. Auf natürliche Weise wird so Platz geschaffen für neue Baumarten, die sich besser für den Standort eignen. Abgestorbene Bäume würden Jahrzehnte brauchen bis sie von selbst verrottet sind oder müssten von Menschenhand aus dem Wald geholt werden. Der Käfer dient hier als natürlicher Entsorger. Gefährlich wird der Borkenkäfer erst, wenn er auf Bedingungen trifft, die es ihm erleichtern, sich rasant zu vermehren: zum Beispiel in Wald-Monokulturen bei günstiger Witterung. Dann sind nicht nur kranke oder tote Bäume betroffen, sondern auch lebende.

Die Käfer bohren sich mit ihren „Zähnen“ durch die Rinde der Wirtsbäume und legen dort Brutgänge für die Nachkommen an. Die Larven fressen nun von dem Hauptgang, den das Elterntier gebohrt hat, in verästelten Abzweigungen weiter durch das Holz. Dabei beschädigen sie genau den Teil des Baumes, der für die Nährstoffversorgung wichtig ist und kappen so die Verbindung zu den oberen Baumteilen. Äste, Blätter und Früchte erhalten so kein Wasser oder Mineralstoffe aus dem Boden und sterben ab. Während des Schwärmflugs des Borkenkäfers, empfangen die Männchen Duftsignale der umstehenden Bäume. Geschwächte Fichten sondern dabei bestimmte Signalstoffe ab, die die Männchen zum Anflug der potentiellen Wirtsbäume verleitet.

Zu den fortwirtschaftlich am weitesten verbreiteten Borkenkäferarten zählen dabei Buchdrucker, Kupferstecher und gestreifter Nutzholzborkenkäfer.

Die größte Gefahr birgt der dunkelbraune Buchdrucker. Er befällt vorwiegend den Stammbereich von mittelalten bis alten Fichtenbeständen (ab 50 bis 60 Jahre), weshalb er auch großer, achtzähniger Fichtenborkenkäfer genannt wird. Das Brutbild des Buchdruckers ähnelt einem aufgeschlagenen Buch, daher auch sein Name.

Der Kupferstecher, auch sechszähniger Fichtenborkenkäfer genannt, gehört zu den rindenbrütenden Arten. Sie sind nur wenige Millimeter groß und ebenfalls dunkelbraun gefärbt. Er ist größtenteils an Fichten zu finden, kommt aber gelegentlich auch an Douglasien, Kiefern, der Sibirischen oder Europäischen Lärche sowie an Weißtanne und Sibirischer Tanne vor. Der Kupferstecher ernährt sich vom Rindengewebe der Bäume, die in den oberen Stammteilen und den Zweigen besiedelt werden. Er bevorzugt dabei dünnborkige Areale älterer Fichten oder Jungpflanzen. Sehr kleine Einbohrlöcher, Braun- und Rotfärbungen der Baumkrone und Nadelverlust zeigen den Befall des Kupferstechers an.

Was man tun kann, wenn Bäume befallen sind: Meist sind sie nachhaltig so stark geschädigt, dass nur noch eine Zwangsrodung übrigbleibt, auch um die weitere Ausbreitung des Borkenkäfers aufzuhalten. Riesige Kahlschläge, die Tausende Hektar leerer Fläche hinterlassen, sind die Folge.

Was kann man tun, um einem großen Befall vorzubeugen: zum Beispiel die Bäume gut pflegen und stärken, damit sie sich alleine gegen die Borkenkäfer wehren können. Außerdem sollten gefällte Bäume mindestens 500 m entfernt von Naturstoffen entsorgt werden.

Gezielte Aufforstungsaktionen und der Wandel zu einem nachhaltigeren Lebensstil geben aber Hoffnung auf einen positiven Effekt, der sich in einem gesunden Wald widerspiegeln wird.

Steckbrief

  • Der Borkenkäfer gehört zu der Familie der Rüsselkäfer.
  • In Deutschland sind etwa 110 Borkenkäferarten heimisch.
  • Sein Lebenszyklus beträgt ca. ein Jahr.
  • Er kann bis zu 100.000 Nachkommen zeugen.
  • Größe: zwischen 1,6 und 2,9 Millimeter