„Wir denken nicht in Jahren, sondern in Jahrzehnten“: 
Interview mit Revierförsterin Franziska Pfaar zur Aktion Baumpate

Den Wald, in dem die Sprösslinge der Aktion Baumpate wachsen, hat Franziska Pfaar bereits als Kind durchstreift. Schließlich ist die 27-Jährige in Niedenstein-Kirchberg aufgewachsen, dem Revier, das die heutige Försterin bei HessenForst leitet. Hier betreut Franziska Pfaar seit Kurzem auch die Flächen, die mit den gespendeten Bäumen des Aufforstungsprojekts „Baumpate“ der W. & L. Jordan Stiftung nach und nach gefüllt werden. Im Interview erzählt die Revierförsterin, was sie an ihrem Beruf, dem Wald und dem Rohstoff Holz begeistert.

 

Was fasziniert Sie am Thema Forst?

Franziska Pfaar: „Das Besondere am Forst ist die Langfristigkeit. Wir denken nicht in Jahren, sondern in Jahrzehnten. Wir ernten gerade, was andere vor uns gepflanzt und gepflegt haben. Und wir gestalten jetzt, was andere später nutzen werden. Das fasziniert mich sehr.“

 

Welche Bedeutung hat der Rohstoff Holz für Sie?

Franziska Pfaar: „Mein Vater ist Schreiner. Deshalb war bei uns der Rohstoff Holz allgegenwärtig. Ich finde es beeindruckend, wie vielfältig der Rohstoff ist. Es macht mir Spaß, das Holz bereitzustellen, wohlwissend, was aus ihm so alles entstehen kann.“

Wie sind Sie Försterin geworden?

Franziska Pfaar: „Ich war als Kind oft mit meiner Familie im Wald direkt vor unserer Haustür unterwegs. Ich habe später zunächst Ökosystemmanagement in Göttingen studiert. Dabei machte mir das Thema Forst am meisten Spaß, weshalb ich begann, parallel dazu auch Forstwissenschaften zu studieren. Nach meinen Bachelorabschlüssen erwarb ich 2020 meinen Master im Studiengang Forstwissenschaften.

Anschließend habe ich vier Monate lang im Forstbetrieb Jordan gearbeitet, bevor ich vor zwei Jahren beim Landesbetrieb HessenForst begann. Hier absolvierte ich mein praktisches Anwärterjahr für den gehobenen Forstdienst im Forstamt Jesberg. Seit 2021 leite ich bei HessenForst das Revier Chattengau und betreue somit auch die Flächen der Aktion Baumpate.“  

Die Försterei galt einst als Männerdomäne. Hat sich das inzwischen verändert?

Franziska Pfaar: „Es gibt immer mehr Försterinnen. In meinem Anwärter-Jahrgang betrug der Anteil von uns Frauen bereits fast die Hälfte, wir waren neun Frauen und zwölf Männer.“ 

 

Was sind Ihre Aufgaben in Ihrem Revier?

Franziska Pfaar: „Im Moment lerne ich das Revier Chattengau noch mit all seinen Facetten kennen. Es umfasst eine Fläche von etwa 2500 Hektar rund um die Ortschaften von Edermünde, Niedenstein, Naumburg und Gudensberg. Wir haben hier sehr viele Kulturflächen, die wir mit verschiedenen Baumarten aufgeforstet haben, und die in den ersten Jahren besonders pflegeintensiv sind.

Wir müssen die jungen Pflanzen regelmäßig freistellen, damit sie durch die Begleitvegetation nicht verdrängt werden. Auch achten wir bei den Kulturen darauf, dass sie durch Krankheiten oder Käferbefall nicht beeinträchtigt werden.“   
 

Wie ist der Zustand des Waldes dort?
Franziska Pfaar:
„Unser Wald ist geschädigt und hat voraussichtlich noch einige schwierige Jahre vor sich. Unter den älteren Baumbeständen ist es die Fichte, die uns unter anderem aufgrund der Schäden durch Borkenkäfer, Trockenheit und Stürmen Sorgen bereitet. Dies wurde durch die extreme Witterung der vergangenen Jahre begünstigt.

Zudem beobachten wir bei der Buche zunehmend Vitalitätsschwäche, was sich beispielsweise durch absterbende Kronen, aufplatzende Rinde oder schüttere Belaubung äußert.“  

Waren Sie bereits im Rahmen der Aktion Baumpate im Einsatz?

Franziska Pfaar: „Ende März/Anfang April haben mein Vorgänger Philipp Homann und ich etwa 1,5 Hektar Freiflächen im Bereich Heiligenberg, Altendorf mit rund 12.000 Douglasien, Roteichen und Rotbuchen im Rahmen der Aktion Baumpate bepflanzt. Jetzt im Sommer werden wir uns mit der Pflege der Jungpflanzen beschäftigen.“

Warum ist die Aktion Baumpate der W. & L. Jordan Stiftung wichtig?

Franziska Pfaar: „Ich finde es wichtig, dass Erwachsene, aber auch Kinder, durch die Aktion Baumpate die Möglichkeit haben, zu zeigen, dass ihnen unser Wald wichtig ist. Wenn die Menschen durch den Wald gehen, sehen sie ganz offensichtlich, dass hier etwas passieren muss. Durch das Pflanzen von Bäumen können sie sich aktiv beteiligen.“

 

Haben Sie Hoffnung, dass es dem Wald irgendwann wieder besser geht?

Franziska Pfaar: „Auf jeden Fall. Ich bin in einer sehr besonderen Zeit in diesen Beruf gestartet, weil der Wald gerade zu kämpfen hat. Ich gehe aber frischen Mutes an meine Aufgaben heran und bin zuversichtlich, dass sich die Arbeit auszahlen wird. Nicht pauschal vom Schreibtisch aus, sondern direkt vor Ort möchten wir gern Ideen entwickeln, um unseren Forstbestand zu stabilisieren und einen gesunden Mischwald zu etablieren.

 

Zur Person

Franziska Pfaar, 27, ist in Fritzlar geboren und in Niedenstein-Kirchberg aufgewachsen. Nach dem Abitur in Fritzlar studierte sie – jeweils im Bachelorstudiengang ­– gleichzeitig Ökosystemmanagement und Forstwissenschaften in Göttingen. Im Studiengang Forstwissenschaften mit Schwerpunkt Forstbetrieb und Waldnutzung erwarb Franziska Pfaar 2020 ihren Master. Danach arbeitete sie für vier Monate im Forstbetrieb Jordan.

Seit Oktober 2020 ist Franziska Pfaar beim Landesbetrieb HessenForst tätig, wo sie nach ihrem Anwärterjahr für den gehobenen Forstdienst im Forstamt Jesberg 2021 ihre forstliche Laufbahnprüfung absolvierte. Die Forstoberinspektorin leitet das Revier Chattengau und betreut auch den Forstbetrieb Jordan.